der seespeed systemaufbau

SEESPEED ist als mehrstufiges projekt aufgebaut. wie dem strukturplan zu entnehmen ist, beinhaltet das system verschiedene benutzervarianten, die im grundsätzlichen aufbau aber gleich funktionieren.

strukturneu

auf dem screen ist ein film zu sehen, bestehend aus einzelnen digitalen photographien. die geschwindigkeit der bildfolge (die framerate) kann vom anwender auf einer skala von 0 bis 50 frames per second (fps) eingestellt werden. außerdem kann er oder sie zwischen fünf verschiedenen movies wählen, die alle auf unterschiedliche art und weise "geschwindigkeit" thematisieren. zur unterstützung der movies gibt das system auch ton von sich: zur wahl stehen mehrere tracks, die in der geschwindigkeit ebenfalls gepitched (und auch abgestellt) werden können.

der unterschied zwischen den varianten liegt in der art der bedienung und dem daraus folgenden screendesign:

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1. "cinema" mode:

diese variante ist die bevorzugte praesentationsform von seespeed. der idee zugrundeliegend, daß bei user-interaktion hilfsmittel wie die tastatur und maus eher hinderlich sind (gerade bei einem breiten anwenderkreis: menschen, die den umgang mit der maus nicht beherrschen, haben keine freude an ihr) ist der user im cinema-modus nur durch einen simplen controller mit dem rechner verbunden. dabei handelt es sich um ein steuergerät in der art der playstation-typischen "pads", mit einem drehregler für die moviegeschwindigkeit und einem schieberegler für den ton.

dazu kommen noch zwei knöpfe für die weiterschaltung der tracks. diese steuerung beherrscht wohl fast jeder, aus der gewohnheit mit videorecorder und plattenspieler oder eben der spielekonsole. der user muss ohne anleitung begreifen, wie er das system zu bedienen hat, und in diesem fall liegt der trick in der simplizität: einfach alle vier knöpfe ausprobieren, und schon kann man das system bedienen.

DSC06094 DSC06092 aus gründen der einfachheit und verständlichkeit wird der screen sehr sachlich gestaltet. neben dem movie gibt es nur audiovisuelle bedienungs-bestätigungen zu sehen und zu hören, etwa ein clickgeräusch und titeleinblendung bei einem trackwechsel.

der cinema-modus ist als installation gedacht. eine ansprechend geformte sitzgelegenheit (in die die audioeinheit eingebaut wird), der rechner mit controller und evt. eine video-brille, LCD-bildschirm oder beamer bilden eine einheit als objekt.


2. "standalone" mode:

seespeed im cinema-modus ist zunächst ein einzelstück. nun ist es aber für die geschwindigkeitsevaluation (dazu unten mehr) wichtig, daß möglichst viele user seespeed benutzen. aus diesem grund gibt es den standalone-modus auf CD-ROM, der nun doch mit der maus (auf die tastatur verzichte ich völlig) bedient werden kann. auch in diesem fall ist natürlich die intuitive bedienbarkeit wichtig, die nicht-computer-user fallen jedoch aus der zielgruppe heraus (weil sie ja keinen rechner besitzen). also ist es möglich, auf computer-typische steuerungen zurückzugreifen, um so über die wiedererkennung schnelle begreifbarkeit zu erreichen.

im gegensatz zu realen welt werden auf benutzeroberflächen häufig schieberegler (z.b. scrollbars, quicktime, etc.) für steuerungen benutzt, und das auch für nichtlineare prozesse. drehregler werden recht selten verwendet, vielleicht auch weil sie in der regel etwas fummelig zu bedienen sind (das drehen aus dem handgelenk kann mit der zweidimensionalen maus nicht nachgeahmt werden). aus diesem grund habe ich mich für die steuerung im standalone-modus von seespeed für zwei schieberegler entschieden, sowohl für film als auch für ton.

wiederum aus gründen der einfachen bedienbarkeit entschloss ich mich, den steuermodulen ein sanftes (ein pixel "tief") dreidimensionales aussehen zu geben. darüberhinaus lassen sich die module "hochklappen", um ein möglichst freies blickfeld auf die bilder zu erhalten.


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moviemodul





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audiomodul








3. statistik / netz modus

jeder user von seespeed entscheidet sich für seine "lieblingsgeschwindigkeit", in der er die filme ansehen möchte. diese geschwindigkeit wird vom system aufgezeichnet und in der statistik mittels balkendiagrammen analysiert.

diese persönlichen ("lokalen") werte können, sofern der benutzer das möchte und sein rechner über eine internetverbindung verfügt, einer globalen statistik hinzugefügt werden. diese statistik ist in fünf altersgruppen unterteilt, das ermöglicht es, informationen über altersspezifische durchschnitts-sehgeschwindigkeiten und -gewohnheiten zu erhalten. der www-teil von seespeed dient also als sammelbecken von persönlichen seespeed-erfahrungen. über die CD-ROM hat jeder user die möglichkeit, auf diese daten zuzugreifen und seine eigenen werte dort abzulegen. auch das ist nicht besonders kompliziert, der benutzer muss lediglich einen button für seine altersgruppe klicken, der rest des uploads geht - eine funktionierende www-verbindung vorrausgesetzt - automatisch.

aufgrund der momentan völlig unzulänglichen datentransferraten im netz ist die seespeed-website allerdings nicht dafür geeignet, ebenfalls die movies zeigen zu können und so die statistik mit noch mehr usern zu bereichern. schließlich soll seespeed geschwindigkeiten weit über 25 fps darstellen und messen können, und das ist selbst für einen auch nicht gerade mager ausgestatteten lokalen rechner nicht wirklich einfach.

als ort für austausch über die reine statistik hinaus ist die website hingegen mehr als gut geeignet. neben der promotion für das system und einem bestellservice für die CD-ROM (und evt. den controller) ist auch ein diskussionsforum denkbar, das sich mit den ergebnissen der evaluation beschaeftigt.


die filme

wie bereits beschrieben, thematisieren die fünf filme immer die geschwindigkeit. jeder einzelne film tut das auf eigene weise, grundsätzliche unterschiede bestehen aber auch in der umsetzung von den digitalen photos zum film. zum einen eine photografische umsetzung, deren merkmale v.a. in den von frame zu frame unterschiedlichen ausschnitten und motiven bestehen (bei den filmen "ad" und "diary"), zum anderen eine mehr filmische umsetzung, bei der die aufeinanderfolgenden bilder von der motivwahl ähnlich sind (bei "fastfood" und "drive"). ausserdem bietet der film "in/out" eine mischform dieser beiden varianten.

"ad" screenshot 62K demnächst auch demomovies!

dieser film behandelt die thematik "geschwindigkeit" in bezug auf die marken- und werbewelt. ein urbaner mensch kommt täglich mit im schnitt 3000 marken in kontakt, über plakate, tv-werbung, anzeigen, mode, etc. (quelle: econy, 2.2000). "ad" versucht nun, diese menge an visuellen kontakten komprimiert wiederzugeben, und dabei die formen der visuellen wahrnehmung von marken photographisch umzusetzen. zu sehen sind nur marken(logos, anzeigen, leuchtschriften usw.) aus unterschiedlich flüchtigen oder exakten blickwinkeln. der betrachter sieht alle diese bilder und kann für sich feststellen, wieviel davon "hängenbleibt". über die statistik kann hochgerechnet werden, ob diese menge an markenkontakten überhaupt noch wahrgenommen wird bzw. ob eine bestimmte obergrenze angesetzt werden kann.

"drive" screenshot 69K

geschwindigkeit, gesehen aus dem alltagsmedium für tempo schlechthin, dem auto, behandelt dieser film. verschiedene strassen- und verkehrslagen durch die windschutzscheibe fotografiert und chronologisch aneinandergereiht. wieviel zeit verbringen wir in einem auto? was gibt es dabei zu sehen? welche geschwindigkeit ist angenehm, welche wünschenswert?

der user hat die angenehme möglichkeit, dem stau "auszuweichen", ihn schneller als real vorübergehen zu lassen. andererseits kann er die autobahn in allen details, von verkehrsschildern zu begrenzungsmarkierungen viel genauer als im wahren leben bei tempo 140 wahrnehmen.

"fastfood screenshot 76K

das schnelle essen: schon im namen liegt der bezug zur geschwindigkeit. dieser film zeigt auf, wie schnell man typischen fastfood verschlingt. bei bedarf geht es noch schneller. der betrachter erkennt auch die unterschiedlichen arten von menschen zu essen, ausladend oder kompakt, säuberlich oder schmuddelig. auch auf die art der nahrung und ihre verpackungsformen weist der film hin. insgesamt soll "fastfood" aber hauptsächlich spass machen.

"in/out" screenshot 70K

die aktuell fortschrittlichste geschwindigkeitserhöhung ist die der kommunikation. e-mail und internetverbindung mit ihren immer grösser werdenden bandbreiten, die rechnerwelt insgesamt mit ihren ständig expotential wachsenden prozessorleistungen beschert uns die möglichkeit, viel schneller mit menschen in kontakt zu treten und zu kommunizieren.

der film zeigt die unterschiedlichen arten der ein- und ausgabe am rechner, die darstellung von geschwindigkeit auf dem screen bei kommunikationsprozessen und damit zusammenhängende abläufe.

die mischform von photographischer und filmischer umsetzung des themas unterstreicht die geschwindigkeitserhöhung und zeigt ausserdem das potential, das in dieser filmform liegt.

"diary" screenshot 58K

dieser film befasst sich auf sehr persönliche weise mit dem thema geschwindigkeit: eine auswahl aus allen digitalphotographien, die ich seit herbst 98 gemacht habe, laufen in chronologischer reihenfolge ab. ein zeitraum also, der über zwei jahre umfasst, komprimiert auf wenige minuten: ein speedy tagebuch. die kriterien bei der auswahl der bilder lagen auch mehr auf die chronologie, auf orte, die ich besucht und auf menschen, die ich getroffen habe oder die mir nahe stehen. für den betrachter bietet sich ein einblick in mein leben, er kann sehen, wo ich mich bewegt habe und was ich unternommen habe. entpersonalisiert, also wenn der betrachter mich nicht kennt, wird er zumindest einige stationen (z.b. 1. mai-demo wie auf dem screenshot) entschlüsseln. ausserdem wird er mich auch auf eine bestimmte art kennenlernen, ich kann anhand der eingestellten geschwindigkeit erkennen, wie genau er das möchte.

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